Fructose ist bei weitem kein harmloser Süßmacher. Ein übermäßiger Fruchtzuckerkonsum kann weitreichende negative gesundheitlichen Folgen haben und unter anderem den Stoffwechsel und die Gehirnfunktionen beeinträchtigen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universidad Nacional Autónoma de México wurden die metabolischen Folgen des Konsums von Fructose untersucht, inklusive der direkten Stimulierung der Insulinsekretion, die das Sättigungssignal beeinflusst und zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme beiträgt. Die Ergebnisse sind in dem „Journal of Nutrition and Metabolism“ nachzulesen.
Fructose – auch bekannt als Fruchtzucker – steckt nicht nur in Obst, sondern vor allem in industriell hergestellten Lebensmitteln wie zum Beispiel Softdrinks, Müsliriegeln oder Fertigsaucen. Fructose gilt als besonders problematisch, da sie im Körper anders verstoffwechselt wird als Glukose.
Der Abbau von Fructose ist kaum reguliert – mit der Folge, dass sie direkt in Fett umgewandelt wird, erläutern die Forschenden. Zudem wirke Fructose über viele biochemische Mechanismen gleichzeitig auf verschiedene Organe und gerade die langfristigen neurologischen Effekte seien noch wenig erforscht, aber potenziell besorgniserreged.
In der neuen neue Übersichtsarbeit analysierte das Team nun zahlreiche bereits veröffentlichte Studien und fasste deren Erkenntnisse systematisch zusammen. Dabei lag ein besonderer Schwerpunkt auf den Wechselwirkungen zwischen Fructose und dem Gehirn.
Auch die Rolle der Fructose bei der Entstehung von Übergewicht, Insulinresistenz und nicht-alkoholischer Fettleber wurde beleuchtet, berichten die Forschenden.
Ein zentrales Ergebnis der neuen Studie betreffe die Auswirkung auf das Gehirn, insbesondere den Hippocampus – einen Bereich, der für Lernen und Gedächtnis entscheidend ist.
Ein chronisch hoher Fructosekonsum kann dort zu Entzündungsprozessen, vermehrter Bildung freier Radikale (oxidativer Stress) und mitochondrialer Dysfunktion führen, erklären die Fachleute.
All diese Prozesse stehen im Zusammenhang mit kognitivem Abbau und einem erhöhten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, ergänzen die Forschenden. Zudem scheine Fructose die Insulinsignale im Gehirn zu stören – ein Effekt, der mit verminderter Lernfähigkeit in Verbindung gebracht werde.
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Insgesamt verdeutliche die Studie, dass übermäßiger Fructosekonsum nicht nur zu Übergewicht führen, sondern auch das Gehirn belasten kann. Besonders kritisch sei der Verzehr in Form von verarbeiteten Lebensmitteln und gesüßten Getränken.
Wer bewusst auf natürliche, unverarbeitete Lebensmittel setzt und Fructose meidet, schützt demnach nicht nur seinen Stoffwechsel, sondern auch seine mentale Fitness. Für den Alltag gilt: Lesen Sie die Zutatenliste – und lassen Sie die Finger von Produkten, in denen Maissirup, Fructose-Glukose-Sirup oder Isoglukose weit oben stehen. Ihr Körper – und Ihr Gehirn – werden es Ihnen danken. (as)
Vermeintlich harmlose Darmbakterien können zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis beitragen. Diese überraschende Erkenntnis eröffnet neue Ansätze für die Behandlung chronischer Entzündungen und wirft ein neues Licht auf das Immunsystem.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Arizona (USA) wurde aufgezeigt, wie harmlose Darmbakterien spezielle Immunzellen formen, die außerhalb des Darms systemische Autoimmunreaktionen wie rheumatoide Arthritis auslösen können. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Nature Immunology“ nachzulesen.
Die Forschenden untersuchten, wie bestimmte Hybrid-Zellen entstehten – sogenannte TFH17-Zellen. Dabei handelt es sich um eine T-Follikel-Helferzelle (TFH), die gleichzeitig Signaturen der T-Helferzellen vom Typ 17 (TH17) trägt – eine Kombination, die laut dem Team besonders aggressiv agiert.
Mit Hilfe von fluoreszierend markierten Zellen in Mäusemodellen verfolgten die Fachleute den Weg der Zellen. Ausgehend von den Peyer-Plaques im Dünndarm – einer Art lymphatischer Inseln – wandern diese Zellen in andere Körperregionen. Angetrieben werden sie von eigentlich harmlosen Darmbakterien, den segmentierten filamentösen Bakterien, die das Reprogrammieren der T-Zellen sogar aktiv unterstützen.
Die Forschenden konnten auch zeigen, dass diese Zellen sich nicht wie gewöhnliche TFH-Zellen verhalten: Sie sind hoch mobil, produzieren entzündungsfördernde Moleküle und unterstützen B-Zellen in ihrer Antikörperproduktion – ein Rezept für chronische Entzündungen im ganzen Körper.
Im nächsten Schritt injizierte das Team genetisch anfälligen Mäusen entweder normale TFH-Zellen oder eine Mischung aus 80 Prozent normalen und 20 Prozent der TFH17-Zellen. Das Ergebnis war deutlich: Die Mäuse mit den Hybridzellen entwickelten im Vergleich eine 4,8-fach stärkere Gelenkentzündung, berichtet das Team in einer Pressemitteilung.
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Noch aufschlussreicher: Die aus dem Darm isolierten Hybridzellen wiesen Genexpressionsmuster auf, die jenen aus dem Blut von Teilnehmenden mit rheumatoider Arthritis sehr ähnlich sind – ein möglicher Hinweis auf einen gemeinsamen Krankheitsmechanismus.
Die Erkenntnisse könnten nach Ansicht des Teams neue Wege zur Diagnose und gezielten Therapie von Autoimmunerkrankungen eröffnen. Besonders vielversprechend: Diese TFH17-Zellen wurden nicht nur bei rheumatoider Arthritis, sondern auch bei anderen Erkrankungen wie Lupus beobachtet.
Wenn sich ihr ursächlicher Zusammenhang mit der Autoimmunität bestätigt, könnten TFH17-Zellen künftig ein lohnendes Ziel für neue Medikamente darstellen – etwa durch Hemmung ihrer Entstehung im Darm oder ihrer Kommunikation mit anderen Immunzellen, erläutern die Forschenden.
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Darmflora auch für die Balance unseres Immunsystems entscheidend ist. Eine darmfreundliche Ernährung, mit möglichst frischen und wenig verarbeiteten Lebensmitteln sowie ein bewusster Umgang mit Antibiotika könnten helfen, das empfindliche Gleichgewicht der Mikroben aufrechtzuerhalten – und damit auch unser Immunsystem vor Kollateralschäden schützen. (as)
Wie vielfältig eine pflanzliche Ernährung ist, scheint einen größeren Einfluss auf die Gesundheit haben, als bislang angenommen. So ist eine vielfältigere pflanzliche Kost mit wesentlich besseren Gesundheitswerten verbunden, auch in Bezug auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten des King’s College London wurde der Einfluss der Vielfalt pflanzlicher Lebensmittel auf die Gesundheit untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Nutrition Reviews“ nachzulesen.
Eine pflanzenbasierte Ernährung wird mit deutlichen gesundheitlichen Vorteilen wie einem reduzierten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmte Krebsarten und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Doch blieb bislang weitgehend unklar, welche Rolle die Vielfalt der aufgenommenen pflanzlichen Lebensmittel dabei spielt.
In der neuen Forschungsarbeit wurden nun 43 frühere Studien zum Zusammenhang zwischen pflanzlicher Lebensmittelauswahl und Gesundheitsfaktoren analysiert, um den Einfluss der Lebensmittelvielfalt zu bestimmen. Ein zentrales Problem sei allerdings die Definition dessen, was unter pflanzlicher Vielfalt verstanden wird, erklären die Forschenden.
So seien in 72 Prozent der Fälle lediglich Obst und Gemüse berücksichtigt worden, während Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorn oder pflanzliche Öle außen vor blieben. Nur drei Studien nutzten laut den Fachleuten ein speziell entwickeltes Werkzeug, um pflanzliche Vielfalt strukturiert zu erfassen.
Trotz methodischer Unterschiede zeigten mehrere Studien Zusammenhänge zwischen höherer pflanzlicher Vielfalt und besseren Gesundheitswerten. Dazu gehörten günstigere Ernährungsgewohnheiten, ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bessere sozioökonomische Gesundheitsfaktoren – und in einigen Fällen sogar ein reduziertes Krebsrisiko, berichtet das Team.
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Der Ansatz, nicht nur mehr pflanzliche Lebensmittel zu essen, sondern auch möglichst viele verschiedene, gewinne in der Ernährungsmedizin zunehmend an Bedeutung und wer die Bandbreite an pflanzlichen Lebensmitteln erweitert, profitiere von einer besseren Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und Mikronährstoffen. Dies könne sich langfristig positiv auf Blutdruck, Blutfette, Entzündungswerte und das Immunsystem auswirken.
Zwar brauche es weitere Untersuchungen mit präziseren Instrumenten, die den Einfluss pflanzlicher Vielfalt gezielt untersuchen, doch sei schon jetzt erkennbar, dass möglichst die gesamte Bandbreite an pflanzlichen Lebensmitteln genutzt werden sollte. Dies umfasse Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, Kräutern und Gewürzen, Nüsse und Samen, pflanzliche Fette und Öle (z. B. Olivenöl) sowie auch pflanzliche Getränke (z.B. Tee und Kaffee).
Für den Alltag lässt sich festhalten: Je bunter der Teller – desto besser. Regelmäßig verschiedene Obst- und Gemüsesorten ausprobieren, Hülsenfrüchte in den Speiseplan integrieren und mit Nüssen, Samen und Kräutern ergänzen, kann der Gesundheit auf vielfältige Weise zugutekommen (as)
Kurkuma enthält den pflanzlichen Wirkstoff Curcumin, der laut einer neuen Studie auch ein wirkungsvolles Mittel im Kampf gegen Entzündungen, Übergewicht und neurodegenerative Erkrankungen sein könnte.
Forschende der Universität Florenz und der Universität La Sapienza in Rom haben die biochemischen Effekte von Curcumin analysiert, insbesondere in Bezug auf Entzündungen, oxidativen Stress und Stoffwechselstörungen. Die vielversprechenden Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Nutrients“ nachzulesen.
Curcumin ist das Hauptpolyphenol der Kurkumawurzel, das der Pflanze nicht nur ihre intensive Farbe verleiht, sondern auch für viele ihrer medizinisch relevanten Wirkungen verantwortlich ist. Seit Jahrhunderten wird Kurkuma in der ayurvedischen und traditionellen chinesischen Medizin genutzt und heute steht Curcumin auch zunehmend im Fokus moderner Forschung.
Trotz seiner schlechten Wasserlöslichkeit und begrenzten Bioverfügbarkeit ist Curcumin erstaunlich stabil im sauren Milieu des Magens, erläutern die Forschenden. Im Darm und in der Leber werde es dann schnell verstoffwechselt.
Besonders interessant sei, dass im Dickdarm bestimmte Darmbakterien Curcumin in aktive Stoffwechselprodukte wie Dihydrocurcumin und Tetrahydrocurcumin umwandeln, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken.
Die Auswertung früherer Studien zeige, dass Curcumin insbesondere bei Übergewicht eine vielversprechende Rolle spielen kann. Es wirke regulierend auf entzündliche Prozesse im Fettgewebe, einen entscheidenden Treiber metabolischer Erkrankungen.
Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Curcumin stehen dabei im Zusammenhang mit der Hemmung des sogenannten NF-κB-Signalwegs, einem biochemischen Pfad, der entzündliche Reaktionen in Fettzellen und Immunzellen (z. B. Makrophagen) steuert, erläutert das Team.
Durch die Blockade dieses Weges reduziert Curcumin messbar entzündliche Marker – ein möglicher Schlüssel zur Vorbeugung von Komplikationen wie Typ-2-Diabetes oder Fettleber, so die Fachleute weiter.
Zudem aktiviere Curcumin den NRF2-Signalweg, der die körpereigenen antioxidativen Schutzmechanismen stimuliert. Dies helfe dabei, oxidativen Stress – ein Mitverursacher zahlreicher chronischer Erkrankungen – zu minimieren.
Ein spannender Aspekt sei auch die Wirkung von Curcumin auf die Darmflora. So könne der pflanzliche Wirkstoff nachweisbar die Zusammensetzung der Mikrobiota positiv beeinflussen, die Barrierefunktion des Darms stärken und dadurch systemische Entzündungen reduzieren.
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Diese Wechselwirkungen zwischen Darm und Gehirn – oft als Darm-Hirn-Achse bezeichnet – machen Curcumin nach Ansicht der Fachleute auch für den neurologischen Bereich interessant. Denn Curcumin beeinflusse die kognitiven Funktionen positiv und lindere gleichzeitig die Neuroinflammation bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer.
Curcumin könnte sich als natürlicher, nebenwirkungsarmer Unterstützer bei der Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen etablieren, resümieren die Forschenden. Besonders bei Adipositas scheine eine Kombination aus Curcumin-Supplementierung und Lebensstiländerung – etwa gesunder Ernährung und Bewegung – vielversprechend zu sein.
Wer Curcumin in seinen Alltag integrieren möchte, kann dies durch den regelmäßigen Verzehr von Kurkuma tun. Es bleibt jedoch zu bedenken, dass Curcumin eine gesunde Lebensweise nicht ersetzen, sondern lediglich eine sinnvolle Ergänzung bieten kann. (as)
Eine neue internationale Analyse bringt Alltagschemikalien in Plastikverpackungen global mit über 350.000 Todesfällen durch Herzkrankheiten in Verbindung. Besonders betroffen sind Regionen mit starkem Plastikverbrauch und schwacher Regulierung.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der New York University wurde der Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber dem Weichmacher DEHP und der weltweiten Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Lancet eBiomedicine“ nachzulesen.
Phthalate sind Weichmacher, die in zahllosen Alltagsprodukten zum Einsatz kommen – von Lebensmittelverpackungen bis hin zu Kosmetika. Bereits frühere Studien machten auf deren gesundheitsschädliche Wirkung aufmerksam: Neben hormonellen Störungen und Unfruchtbarkeit wurden auch Zusammenhänge mit Diabetes, Fettleibigkeit und Krebs festgestellt.
Für das Di-2-ethylhexylphthalat (DEHP), welches häufig in weichen Kunststoffen vorkommt, hatten frühere Untersuchungen gezeigt, dass dies eine Entzündungsreaktion in den Herzarterien auslösen kann – die als Risikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle gilt, berichtet das Team.
Für die neue globale Analyse des Einflusses von DEHP auf den vorzeitigen Tod aufgrund von Herzkrankheiten nutzten die Forschenden nun umfassende Daten aus Bevölkerungsumfragen und Umweltmessungen in über 200 Ländern.
Anhand von Urinproben, in denen Abbauprodukte von DEHP nachgewiesen wurden, schätzten die Fachleute die durchschnittliche Exposition der Bevölkerung. Ergänzend wurden Sterblichkeitsdaten vom Institute for Health Metrics and Evaluation herangezogen.
Im Fokus standen dabei Menschen im Alter von 55 bis 64 Jahren – eine Altersgruppe, in der Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders häufig auftreten. Trotz statistischer Anpassungen an die Bevölkerungsdichte innerhalb der Altersgruppe zeigten sich massive regionale Unterschiede.
Die Studie schätzt, dass weltweit 356.238 Todesfälle durch Herzkrankheiten im Jahr 2018 mit DEHP in Verbindung stehen – das entspricht mehr als 13 Prozent der kardiovaskulären Mortalität in der untersuchten Altersgruppe.
Besonders betroffen: Indien mit über 100.000 Todesfällen, gefolgt von China und Indonesien, so das Forschungsteam. Insgesamt seien rund 74 Prozent der DEHP-bedingten Todesfälle auf die Regionen Südasien, Ostasien, den Nahen Osten und den Pazifikraum entfallen.
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„Indem wir den Zusammenhang zwischen Phthalaten und einer der häufigsten Todesursachen weltweit hervorheben, ergänzen unsere Ergebnisse die zahlreichen Beweise dafür, dass diese Chemikalien eine enorme Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen“, betont die Studienautorin Sara Hyman in einer aktuellen Pressemitteilung.
„Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht, welche Teile der Welt die Hauptlast des erhöhten Herzrisikos durch Phthalate tragen. Unsere Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit globaler Regelungen zur Reduzierung der Belastung durch diese Giftstoffe, insbesondere in den Gebieten, die am stärksten von der rasanten Industrialisierung und dem Plastikverbrauch betroffen sind“, fügt der Studienautor Dr. Leonardo Trasande hinzu. (as)
Unverheiratete ältere Menschen haben offenbar ein geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. Dies stellt die gängige Annahmen von vorteilhaften kognitiven Effekten der Ehe infrage.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten des Florida State University College of Medicine in den USA wurde untersucht, welchen Einfluss der Familienstand auf das Demenzrisiko hat. Die Ergebnisse sind im englischsprachigen Fachjournal „Alzheimer’s & Dementia“ nachzulesen.
Schon länger wird angenommen, dass soziale Bindungen und insbesondere die Ehe eine schützende Wirkung auf die kognitive Gesundheit haben. Die neue Studie deutet eher auf das Gegenteil hin, zumindest wenn es um das Demenzrisiko geht.
In dieser werteten die Forschenden die Daten von 24.107 älteren Erwachsenen aus, die über bis zu 18 Jahre hinweg im Rahmen des NACC-Programms medizinisch beobachtet wurden. Zu Studienbeginn wurde der Familienstand erfasst, danach erfolgte eine regelmäßige Überprüfung des kognitiven Zustands der Teilnehmenden, berichtet das Team.
Mithilfe sogenannter Cox-Regressionen wurde der Zusammenhang zwischen dem ursprünglichen Familienstand und dem Auftreten von Demenz untersucht. Dabei berücksichtigten die Fachleute zahlreiche Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, Lebensstil, genetische Risiken sowie Faktoren der Diagnosestellung.
Im Vergleich zu verheirateten Personen hatten verwitwete, geschiedene und niemals verheiratete Teilnehmende ein signifikant geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. Konkret lag das Risiko für Verwitwete um 27 Prozent für Geschiedene um 34 Prozent und für Nieverheiratete sogar um 40 Prozent niedriger, berichten die Forschenden.
Dieser Trend habe sich nicht nur für Demenz insgesamt, sondern auch spezifisch für Alzheimer und Lewy-Body-Demenz gezeigt.
Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass Unverheiratete ein geringeres Risiko für eine Demenzdiagnose aufweisen könnten. Die Forschenden betonen jedoch, dass die Gründe dafür nicht abschließend geklärt sind. Möglich spiele auch eine verzögerte Diagnose bei Alleinstehenden eine Rolle.
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Darüber hinaus betonen die Forschenden, dass unverheiratete Personen keineswegs automatisch sozial isoliert seien – im Gegenteil. Ihre vielfältigen sozialen Kontakte könnten daher auch einen Schutzeffekt haben.
Statt auf traditionelle Modelle wie Ehe zu vertrauen, sollten daher alle Menschen – unabhängig von ihrem Familienstand – aktiv soziale Kontakte pflegen, kognitive Herausforderungen suchen und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen im Alltag integrieren. (as)
Kaffee ist weit mehr als ein morgendlicher Muntermacher. Der regelmäßige Konsum ist mit verschiedenen Gesundheitsvorteilen verbunden und scheint bei älteren Erwachsenen auch das Risiko für Gebrechlichkeit zu reduzieren.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Vrije Universiteit Amsterdam wurde der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Gebrechlichkeit bei älteren Menschen untersucht. Die Ergebnisse sind im englischsprachigen „European Journal of Nutrition“ nachzulesen.
In der Vergangenheit hat sich bereits gezeigt, dass Kaffee die Lebenserwartung verlängern kann und einigen natürlichen Alterserscheinungen entgegenwirkt. So verbessert der regelmäßige Konsum unter anderem die kognitiven Funktionen und senkt das Risiko für entzündungsbedingte Erkrankungen.
Die neue Untersuchung legte den Fokus nun auf den Einfluss von Kaffee auf die körperliche Gebrechlichkeit im Alter, die als Risikofaktor für viele weitere Probleme gilt – wie etwa Stürze, Krankenhausaufenthalte oder der Verlust von Selbstständigkeit.
Für die Untersuchung wurden im Rahmen der „Longitudinal Aging Study Amsterdam“ (LASA) über sieben Jahre hinweg 1.161 Teilnehmende im Alter von 55 Jahren und älter befragt.
Anhand der Daten analysierten die Forschenden sowohl den Umfang des täglichen Kaffeekonsums als auch das Auftreten von Gebrechlichkeitsmerkmalen wie unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Schwäche, Erschöpfung, verlangsamtes Gehen und geringe körperliche Aktivität.
Laut den Forschenden hatten Teilnehmende mit einem täglichen Kaffeekonsum von vier bis sechs Tassen (Inhalt 125 ml pro Tasse) oder mehr eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit für Gebrechlichkeit.
Dies könne auf die Antioxidantien im Kaffee zurückgehen, die entzündliche Prozesse sowie den altersbedingten Muskelabbau (Sarkopenie) reduzieren. Gleichzeitig habe Kaffee positive Effekte auf die Insulinempfindlichkeit und den Zuckerstoffwechsel älterer Menschen.
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„Kaffeetrinken ist für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags, und (…) unsere Ergebnisse unterstreichen den möglichen positiven Zusammenhang zwischen täglichem Kaffeekonsum und einem verringerten Risiko für Gebrechlichkeit im Alter bei älteren Menschen“, fasst die Studienautorin Margreet R. Olthof in einer aktuellen Pressemitteilung zusammen.
In Kombination mit Bewegung, ausgewogener Ernährung und sozialen Aktivitäten könnte der Kaffeegenuss demnach tatsächlich ein gesundes Altern unterstützen.
Wichtig bleibt allerdings ein ausgewogenes Maß: Drei bis fünf Tassen täglich gelten laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als unbedenklich und bei höheren Mengensind Gesundheitsrisiken nicht auszuschließen. Zudem sollte beim Kaffee idealerweise auf Zucker und Milchzusätze verzichtet werden. (as)
Eine Impfung gegen Gürtelrose scheint das Demenzrisiko signifikant zu reduzieren und ist damit ein Hoffnungsschimmer bei der weltweiten Suche nach wirksamen Präventionsmaßnahmen gegen Demenz.
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Fachleuten der Universität Heidelberg und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat den Einfluss von Herpes-Zoster-Impfungen auf die Wahrscheinlichkeit einer Demenzdiagnose untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „JAMA Network Open“ nachzulesen.
Seit dem 1. November 2016 bietet Australien Menschen im Alter von 70 bis 79 Jahren eine kostenfreie Impfung gegen Herpes Zoster (Gürtelrose) an. Die Tatsache, dass nur wenige Wochen Unterschied im Geburtsdatum darüber entschieden, wer impfberechtigt war, bot den Fachleuten zufolge eine ideale natürliche Versuchsanordnung.
Insgesamt wurden die Daten von 101.219 Personen ausgewertet, die hinsichtlich Gesundheitsverhalten und Vorerkrankungen sehr ähnlich waren, und die wichtigste Kenngröße der Studie war eine erstmalige Demenzdiagnose innerhalb eines Zeitraums von 7,4 Jahren nach Beginn des Programms, erläutert das Team.
Die Analyse zeigte laut den Forschenden einen signifikanten Unterschied: Teilnehmende, die aufgrund ihres Geburtsdatums Anspruch auf die Impfung hatten, entwickelten um 1,8 Prozentpunkte seltener eine Demenz als ihre nur minimal älteren Vergleichspersonen, obwohl es keine auffälligen Unterschiede im Gesundheitsverhalten oder bei anderen Impfungen zwischen den Gruppen gab.
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Dieses Ergebnis ist durchaus vielversprechend und wenn sich der Schutzeffekt bestätigt, könnte die Herpes-Zoster-Impfung einen wichtigen Beitrag zur Verzögerung oder sogar Verhinderung von Demenz leisten, was insbesondere angesichts der derzeit begrenzten Möglichkeiten zur Prävention ein Durchbruch wäre.
Allerdings mahnen die Forschenden zur Vorsicht bei den Rückschlüssen: Zunächst seien weitere Studien notwendig, um die Mechanismen besser zu verstehen und die Übertragbarkeit auf andere Bevölkerungsgruppen zu prüfen. (as)
Der Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel kann gravierende Folgen für die Gesundheit haben und das Risiko eines vorzeitigen Todes signifikant erhöhen. Die hohe Beliebtheit der hochverarbeiteten Lebensmittel hat demnach eine äußert nachteilige Wirkung auf die Lebenserwartung.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of São Paulo (USP) in Brasilien wurde der Zusammenhang zwischen dem Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln und frühzeitigen Todesfällen analysiert. Die Ergebnisse sind in dem „American Journal of Preventive Medicine“ nachzulesen.
Hochverarbeitete Lebensmittel umfassen viele Fertiggerichte, Snacks und Süßwaren, bestehen meist aus industriell hergestellten Inhaltsstoffen, enthalten wenig bis keine frischen Bestandteile und sind oft reich an Zucker, Salz, Transfetten sowie künstlichen Zusatzstoffen, erläutern die Forschenden.
Über die Jahre hätten die hochverarbeiteten Lebensmittel nach und nach traditionelle Lebensmittel und Mahlzeiten aus frischen und minimal verarbeiteten Zutaten ersetzt.
In früheren Studien wurde bereits ein Zusammenhang des Konsums hochverarbeiteter Lebensmittel mit mehr als 30 Erkrankungen nachgewiesen, darunter Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes, bestimmten Krebsarten und Depressionen, berichet das Team.
In der neuen Studie hat das Team jetzt die Auswirkungen auf die Lebenserwartung anhand repräsentativer Ernährungserhebungen und Sterblichkeitsdaten aus Australien, Brasilien, Kanada, Chile, Kolumbien, Mexiko, dem Vereinigten Königreich und den USA untersucht.
Dabei zeigte sich, dass jedes zusätzliche Plus von zehn Prozent Anteil an hochverarbeiteten Lebensmitteln in der Ernährung das Risiko für einen frühzeitigen Tod um drei Prozent erhöht.
Außerdem waren – je nach Land – zwischen vier und fast 14 Prozent aller vorzeitigen, vermeidbaren Todesfälle auf den Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel zurückzuführen, so das Forschungsteam. Besonders alarmierend: Laut den Fachleuten gingen allein im Jahr 2018 in den USA rund 124.000 frühzeitige Todesfälle auf diese Lebensmittel zurück.
„Hochverarbeitete Lebensmittel beeinträchtigen die Gesundheit über die individuellen Auswirkungen des hohen Gehalts an kritischen Nährstoffen (Natrium, Transfette und Zucker) hinaus“, berichtet Studienautor Eduardo Augusto Fernandes Nilson in einer aktuellen Pressemitteilung.
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„Grund dafür sind die Veränderungen der Lebensmittel während der industriellen Verarbeitung und die Verwendung künstlicher Zutaten wie Farbstoffe, künstliche Aromen und Süßstoffe, Emulgatoren und vieler weiterer Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffe“, fügt der Mediziner hinzu.
Die Erkenntnisse zeigen eindeutig: Der weltweite Siegeszug hochverarbeiteter Produkte hat gravierende Folgen für die öffentliche Gesundheit. So sind weltweit dringend politische Maßnahmen erforderlich, um den Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel zu senken und traditionelle Ernährungsmuster auf der Grundlage regionaler, frischer und minimal verarbeiteter Lebensmittel zu fördern. (as)
Bewegung fördert die geistige Gesundheit. Selbst wenn dem Gehirn wichtige Energiequellen fehlen, kann körperliche Aktivität die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit erhalten und gleichzeitig den kognitiven Abbau bremsen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Missouri-Columbia (USA) wurde untersucht, wie körperliche Aktivität bei einem vorliegendem Energiemangel die Gesundheit des Gehirns beeinflusst. Die Ergebnisse sind in dem „Journal of Physiology“ nachzulesen.
Normalerweise versorgt sich das Gehirn über Glukose – also Zucker – mit Energie. Sinkt der Glukosespiegel, etwa durch Fasten oder bestimmte Erkrankungen, springt die Leber ein. Sie produziert sogenannte Ketone, eine alternative Energiequelle für das Gehirn.
Diese kleinen Moleküle spielen eine wichtige Rolle für das Gedächtnis, Lernprozesse und allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit, erläutert das Forschungsteam.
Doch was passiert, wenn die Leber keine Ketone mehr bilden kann – etwa aufgrund einer Erkrankung? Genau diese Frage sollte die aktuelle Studie klären.
In ihrer Untersuchung blockierten die Forschenden gezielt die Ketonproduktion in der Leber von Versuchstieren. Wie erwartet, kam es zu Einbußen im Gedächtnis und in der Lernfähigkeit. Doch als die Tiere regelmäßig Ausdauertraining erhielten, milderten sich diese kognitiven Defizite spürbar – trotz der unterdrückten Ketonbildung.
„Zu Beginn der Studie dachten wir, dass Sport die damit verbundenen kognitiven Beeinträchtigungen aufgrund des Ketonmangels und der damit verbundenen Beeinträchtigungen möglicherweise nicht beheben kann“, erläutert der Studienautor R. Scott Rector.
„Es scheint jedoch, dass Sport so wirkungsvoll ist, dass es im Gehirn andere Mechanismen gibt, die es ermöglichen, diese Beeinträchtigungen zu umgehen und dennoch von den Vorteilen des Sports zu profitieren“, fügt der Mediziner in einer aktuellen Pressemitteilung hinzu.
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Die Studie eröffnet neue Perspektiven für Menschen mit Lebererkrankungen, bei denen die Ketonproduktion gestört ist – denn gerade sie haben ein erhöhtes Risiko für Demenz und kognitive Einschränkungen. Die Forschung deutet hier darauf hin, dass gezielte Bewegungstherapie helfen könnte, den Abbau der kognitiven Funktionen zu verzögern oder gar zu verhindern.
Bewegung zahlt sich aus – nicht nur für Muskeln und Herz, sondern auch für das Denkvermögen. Selbst wenn gesundheitliche Einschränkungen die Energieversorgung des Gehirns beeinträchtigen, scheint Sport ein entscheidender Gegenspieler zu sein.
Ob ein täglicher Spaziergang, Radfahren oder gezieltes Ausdauertraining: Wer regelmäßig in Bewegung bleibt, fördert nicht nur seine körperliche, sondern auch seine geistige Gesundheit. (as)
Je früher ungesunde Lebensgewohntheiten wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum oder Bewegungsmangel etabliert werden, desto höher das Risiko für ernsthafte Gesundheitsprobleme. Diese können zudem schon in relativ jungen Jahren auftreten.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Jyväskylä in Finnland wurde untersucht, welche kumulativen Auswirkungen ungesunde Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Alkoholmissbrauch und Bewegungsmangel auf die Psyche und die körperliche Gesundheit haben. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Annals of Medicine“ nachzulesen.
Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass der Lebensstil vor dem 30. Lebensjahr großen Einfluss auf die spätere Gesundheit hat und daher idealerweise schon in jungen Jahren gesunde Lebensgewohnheiten etabliert werden sollten.
„Nicht übertragbare Krankheiten wie Herzkrankheiten und Krebs verursachen weltweit fast drei Viertel der Todesfälle“, und durch einen gesunden Lebensstil lässt sich das Risiko für diese Krankheiten deutlich senken, so die Studienautorin Dr. Tiia Kekäläinen in einer aktuellen Pressemitteilung.
Die neue Studie hat nun die langfristigen Folgen von drei ungesunden Lebensgewohnheiten (Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel) über eine Zeitraum von mehr als 30 Jahren analysiert. Die Teilnehmenden wurden 1959 in der finnischen Stadt Jyväskylä geboren und ab dem Alter von 27 Jahren regelmäßig medizinisch und psychologisch untersucht – zuletzt mit 61 Jahren.
Zur Bewertung der gesundheitlichen Folgen wurden laut den Forschenden sowohl objektive Messwerte wie Blutdruck, Cholesterin und Taillenumfang als auch subjektive Einschätzungen zur eigenen Gesundheit sowie Befragungen zu depressiven Symptomen und dem allgemeinen psychischen Wohlbefinden einbezogen.
Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum und körperliche Inaktivität (weniger als einmal Sport pro Woche) zeigten dabei insgesamt deutliche negative Auswirkungen und Teilnehmende, die alle drei Risiken gleichzeitig aufwiesen, hatten bereits bei der Untersuchung im Alter von 36 Jahren eine erheblich schlechtere körperliche und psychische Gesundheit, so das Forschungsteam.
Die Analyse zeige, dass Betroffene mehr depressive Symptome aufwiesen, eine schlechtere Selbstwahrnehmung ihrer Gesundheit hatten und ihre metabolische Risikowerte erhöht waren – ein Maß für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselproblemen.
Besonders alarmierend ist nach Ansicht der Fachleute, dass diese Effekte sich mit jeder Dekade, in der die ungesunden Gewohnheiten beibehalten wurden, verstärkten. Bewegungsmangel sei dabei besonders stark mit schlechter physischer Gesundheit assoziiert, während Rauchen vor allem die Psyche beeinträchtige und übermäßiger Alkoholkonsum sich negativ auf beide Bereiche auswirke.
Die Forschenden plädieren eindringlich dafür, ungesunden Verhaltensweisen entgegenzusteuern. Auch wenn es sich um eine Beobachtungsstudie handele, die keine eindeutige Kausalität belegen könne, seien die Zusammenhänge klar: Wer früh ungesund lebt, bezahle dies mit Beeinträchtigungen der körperlichen und seelischen Gesundheit.
Dabei betonen die Fachleute auch die psychologischen Wechselwirkungen. Stress etwa könne zu erhöhtem Alkoholkonsum führen, der wiederum soziale und gesundheitliche Probleme nach sich ziehe.
Trotz aller Warnungen gibt es jedoch auch gute Nachrichten: Es ist nie zu spät, unsgesunde Lebensgewohnheiten zu ändern. Auch in der Lebensmitte lohnt sich ein Umstieg auf gesündere Routinen – mit positiven Effekten bis ins hohe Alter, so Dr. Kekäläinen. (as)
Ein innovativer Ansatz im Kampf gegen therapieresistenten Bluthochdruck bringt neue Hoffnung für Millionen: Ein in den USA getestetes Medikament konnte den Blutdruck in einer klinischen Studie deutlich senken – auch bei Menschen, die auf gängige Therapien kaum ansprechen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Washington wurde untersucht, wie das experimentelle Medikament Lorundrostat den Blutdruck von Menschen beeinflusst, die zwei bis fünf blutdrucksenkende Medikamente einnahmen und deren Blutdruck bei einem Arztbesuch mindestens 140/90 mmHg betrug. Die Ergebnisse sind in dem „New England Journal of Medicine“ nachzulesen.
Bluthochdruck (Hypertonie) gilt weltweit als führende Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Erkrankung verläuft oft symptomlos, erhöht aber das Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden massiv.
Zwar existieren zahlreiche Medikamente zur Blutdrucksenkung, doch bei einem erheblichen Teil der Anwenderinnen und Anwender erzielen diese nicht die gewünschte Wirkung. Diese sogenannte therapieresistente Hypertonie stellt eine besondere Herausforderung dar – und genau hier setzt der neue Wirkstoff an.
Im Fokus der aktuellen Studie stand das Hormon Aldosteron, das maßgeblich an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt ist. Eine Überproduktion – häufig unerkannt – kann zu schwer behandelbarer Hypertonie führen. Lorundrostat hemmt gezielt die Produktion dieses Hormons, erklären die Forschenden.
Die Studie umfasste 285 Teilnehmende, welche alle zunächst eine standardisierte blutdrucksenkende Therapie über drei Wochen erhielten. Anschließend wurde die Gruppe aufgeteilt: 190 Personen erhielten zusätzlich Lorundrostat, 95 lediglich ein Placebo. Der Blutdruck der Teilnehmenden wurde über zwölf Wochen medizinisch überwacht.
Die Fachleute stellten fest, dass bei Teilnehmenden, die Lorundrostat einnahmen, der systolische Blutdruck im Schnitt um 15 mmHg sank – im Vergleich zu nur sieben mmHg in der Placebogruppe. Besonders bemerkenswert war, dass viele der Teilnehmenden zuvor auf keine andere Therapie ausreichend angesprochen hatten.
„Obwohl die Blutdruckwerte bei einigen mit Lorundrostat behandelten Teilnehmenden am Ende dieser Phase-II-Studie weiterhin erhöht waren, halten wir diese Ergebnisse für vielversprechend, da fast alle Teilnehmenden ihren Blutdruck zuvor mit Medikamenten nicht ausreichend senken konnten“, berichtet die Studienautor Dr. Michael Wilkinson in einer aktuellen Pressemitteilung.
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Noch befindet sich Lorundrostat in der klinischen Erprobung, eine größere Phase-III-Studie ist bereits geplant. Sollte sich die Wirksamkeit bestätigen und die Sicherheit gewährleistet sein, könnte das Medikament in Zukunft vielen Betroffenen helfen, ihre Blutdruckwerte besser zu kontrollieren – und damit auch das Risiko schwerer Folgeerkrankungen deutlich senken.
Bis dahin gilt weiterhin: Ein gesunder Lebensstil bleibt die wichtigste Maßnahme gegen Bluthochdruck. Dazu zählen unter anderem eine salzarme Ernährung, regelmäßige Bewegung, Stressreduktion und der Verzicht auf Nikotin. (as)
Jetzt wurde ein potenzieller neuer Ansatz zur Behandlung von Lyme-Borreliose identifiziert: Das Antibiotikum Piperacillin wirkt in extrem niedriger Dosierung gegen die Erreger, ohne dabei das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora zu stören.
In einer neuen Forschungsarbeit unter Beteiligung von Fachleuten vom Medical College of Wisconsin wird darauf hingewiesen, dass Piperacillin in vitro und bei Mäusen Borrelia burgdorferi erfolgreich eliminieren kann. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Science Translational Medicine“ nachzulesen.
Lyme-Borreliose wird durch den Biss von infizierter Zecken ausgelöst. Unbehandelt kann die Infektion zu schweren, chronischen Gesundheitsproblemen führen – darunter Herzrhythmusstörungen, Nervenschäden und Gelenkentzündungen. Frühzeitig mit Antibiotika behandelt, lässt sich der Krankheitsverlauf meist eindämmen.
Doch gerade der aktuelle Behandlungsstandard mit Doxycyclin hat Tücken: Viele Erkrankte leiden unter Nebenwirkungen durch die Zerstörung der Darmflora – und bei bis zu 20 Prozent bleibt die Therapie sogar wirkungslos. Dies macht deutlich, wie dringend wirksame Alternativen zur Behandlung von Lyme-Borreliose benötigt werden.
Die Forschenden testeten fast 500 Wirkstoffe auf ihre Effektivität gegen Borrelien-Bakterien. Dabei erwies sich Piperacillin, ein bereits für Lungenentzündungen zugelassenes Penicillin-Derivat, als überraschend wirksam: Bereits in einer 100-fach geringeren Dosierung als Doxycyclin heilte es Mäuse vollständig – ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Darmflora.
Während andere Bakterienarten Piperacillin durch sogenannte Beta-Laktamasen unwirksam machen können, produziert Borrelia burgdorferi – der Erreger der Lyme-Borreliose – dieses Enzym nicht. Deshalb entfällt die Notwendigkeit einer Kombination mit Tazobactam, was die Therapie noch gezielter und verträglicher macht, erklärt das Team.
„Je mehr wir über die verschiedenen Stämme und Arten der Borreliose-verursachenden Borrelien verstehen, desto näher kommen wir einem maßgeschneiderten Ansatz“, erläutert der Studienautor Brandon L. Jutras in einer aktuellen Pressemitteilung.
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In Zukunft könnten die neuen Erkenntnisse zur Entwicklung maßgeschneiderter Therapien und möglicherweise einem speziellen Medikament oder einer Wirkstoff-Kombination zur wirksamen Behandlung von Borreliose führen. Dass Piperacillin das Wachstum und die Zellteilung der Borrelien gezielt hemmt, ohne nützliche Bakterien zu schädigen, verdeutliche seine Eignung als selektives Therapeutikum.
Noch ist Piperacillin nicht offiziell für die Behandlung der Lyme-Borreliose zugelassen – doch die Studienergebnisse könnten den Weg für klinische Tests ebnen. Sollte sich die Wirksamkeit auch beim Menschen bestätigen, wäre das ein entscheidender Fortschritt in der Bekämpfung der Krankheit.
Ein vorsichtiger Optimismus ist angebracht: Zwar ersetzt Piperacillin keine Zeckenprävention oder Schutzmaßnahmen bei Aufenthalten in der Natur. Doch es könnte zukünftig eine sanftere, effektivere Behandlungsoption darstellen – besonders für vulnerable Gruppen wie Kinder.
Die Entdeckung von Piperacillin als gezielte Waffe gegen Borreliose markiert also einen vielversprechenden Schritt in der personalisierten Infektionsmedizin. Sie zeigt: Auch altbekannte Antibiotika können in neuem Licht erstrahlen – wenn man genau hinschaut. (as)
Ein bisher unterschätztes Gen scheint einen bedeutenden Risikofaktor für eine der häufigsten erblichen Herzerkrankungen darzustellen. Diese neue Erkenntnis könnten die Diagnostik und Behandlung der Herzerkrankung grundlegend verändern.
In der aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der Tel Aviv University in Israel wurde der Einfluss von TRIM63 auf das Risiko für die hypertrophe Kardiomyopathie analysiert, die weltweit häufigste vererbte Herzerkrankung. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Circulation: Genomic and Precision Medicine“ nachzulesen.
Die Forschenden analysierten die genetischen Profile von 107 nicht miteinander verwandten Teilnehmenden mit hypertropher Kardiomyopathie. Das Team stellte fest, dass 4,7 Prozent der Teilnehmenden eine sogenannte biallelische – also doppelt vorliegende – krankhafte TRIM63-Mutationen aufwiesen.
Diese Gruppe von Teilnehmenden zeigte besonders schwere Krankheitsverläufe mit früherem Erkrankungsbeginn, starker Muskelverdickung und häufigen Herzrhythmusstörungen, berichten die Forschenden. Einige hätten sogar einen implantierbaren Defibrillator benötigt, noch bevor die genetische Ursache bekannt war.
Zusätzlich wiesen 7,5 Prozent der Teilnehmenden eine krankhafte Variante in nur einem Genexemplar (monoallelisch) auf. Diese Form kam bei Menschen mit hypertrophen Kardiomyopathie 8,2-mal häufiger vor als in der Kontrollgruppe – ein klares Indiz für den Einfluss auch einzelner fehlerhafter Genkopien.
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„Dies ist eine lebensrettende Entdeckung. Das Erkennen von Trägern krankheitsverursachender TRIM63-Mutationen ermöglicht eine frühzeitige Überwachung und Intervention und senkt so das Risiko schwerer, sogar tödlicher Herzereignisse drastisch“, erläutert der Studienautor Dr. Ruhrman Shahar in einer aktuellen Pressemitteilung.
Trotz wachsender Hinweise war TRIM63 bislang in vielen gängigen Gentests für die hypertrophe Kardiomyopathie nicht enthalten – zu groß war die Unsicherheit über seine Rolle, so das Forschungsteam. Die neue Studie liefere nun handfeste Argumente dafür, das Gen in die Standarddiagnostik aufzunehmen.
Diese Forschung eröffnet neue Wege in der personalisierten Medizin – von der Früherkennung über die gezielte Überwachung bis hin zur individualisierten Therapie. Wer ein erhöhtes genetisches Risiko für die hypertrophe Kardiomyopathie aufweist, kann künftig gezielter behandelt werden. Die Einbindung von TRIM63 in genetische Routinetests könnte so nicht nur die Früherkennung verbessern, sondern tausende Leben retten. (as)
Das metabolische Syndrom kann nicht nur das Herz-Kreislauf-System gefährden, sondern auch das Gehirn – und zwar früher als gedacht. So wurde festgestellt, dass typische Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und hoher Blutdruck mit einem erhöhten Risiko für Demenz vor dem 65. Lebensjahr verbunden sind.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Soongsil University in Südkorea wurde untersucht, ob das metabolische Syndrom und seine einzelnen Beschwerdebilder das Risiko für früh einsetzende Demenz beeinflussen. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Neurology“ nachzulesen.
Die südkoreanische Untersuchung basierte auf nationalen Gesundheitsdaten von knapp zwei Millionen Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren, die an einem medizinischen Check-up teilnahmen.
Dabei wurden unter anderem Taillenumfang, Blutdruck, Blutzucker sowie Cholesterin- und Triglyzeridwerte erfasst. Laut den Forschenden erfüllte ein Viertel der Teilnehmenden die Kriterien für das metabolische Syndrom.
Hierbei handelt es sich um einen Verbund von Gesundheitsproblemen, die oft gemeinsam auftreten. Dazu zählen übermäßiges Bauchfett, Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte, hohe Triglyzeridwerte (eine Form von Blutfett) und ein niedriger Spiegel des häufig als gesund bezeichneten HDL-Cholesterins.
Im Schnitt wurden die Teilnehmenden acht Jahre lang medizinisch überwacht. In dieser Zeit entwickelten 8.921 Personen eine Demenz – das entspricht rund 0,45 Prozent der Gesamtgruppe. Dabei wurden verschiedene Formen von Demenz einschließlich Alzheimer und vaskulärer Demenz berücksichtigt.
Die Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit metabolischem Syndrom ein um 24 Prozent höheres Risiko aufwiesen, an Demenz vor dem 65. Lebensjahr zu erkranken, und laut den Fachleuten erhöhte jeder einzelne Risikofaktor – von hohem Blutzucker bis zu niedrigem HDL-Cholesterin – das Demenzrisiko.
Am stärksten betroffen waren Personen, bei denen alle fünf Merkmale des Syndroms vorlagen: Sie wiesen ein um 70 Prozent erhöhtes Demenzrisiko auf, berichtet das Team.
Zudem hätten sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern gezeigt. Frauen mit metabolischem Syndrom unterlagen einem um 34 Prozent erhöhten Risiko für Demenz, Männer lediglich einen um 15 Prozent erhöhten Risiko. Und auch das Alter spielte eine Rolle – Menschen in ihren 40ern waren stärker gefährdet als jene in ihren 50ern, fügen die Forschenden hinzu.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Lebensstiländerungen zur Verringerung des Risikos des metabolischen Syndroms, wie z. B. eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ein gesundes Gewicht, Raucherentwöhnung und Stressreduzierung, dazu beitragen können, das Risiko einer früh einsetzenden Demenz zu senken“, fasst Studienautor Dr. Minwoo Lee in einer aktuellen Pressemitteilung zusammen.
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Wer sein Bauchfett reduziert, den Blutdruck und Blutzucker im Griff behält und sich regelmäßig bewegt, schützt offfenbar nicht nur Herz und Gefäße, sondern auch sein Denkvermögen. Nun braucht es allerdings weitere Studien, um die Grundlagen dieses Zusammenhangs konkret zu ermitteln und die Kausalität nachzuweisen, da diese mit der aktuellen Beobachtungsstudie nicht eindeutig belegt wurde. (as)